Mittwoch, 10. Juli 2019




 Folge 3





Dieser erste Urlaub in Italien ging dann auch mal zu Ende. Zu Hause hat die Oma uns mit deutschem Essen empfangen. Für Papa war die Welt wieder in Ordnung. Für mich auch, ich musste keine alten Palazzi mehr anschauen, oder eine andere Trümmertour machen.
In den folgenden Jahren hat sich an unserem Urlaubsverhalten nicht viel geändert. Die Anreise war einfacher, da 1963 der Brennerpass eröffnet wurde, die berühmte Europabrücke. Mir war nicht mehr schlecht von den viele Serpentinen. Wir hatten meistens eine Übernachtung in Österreich, hin und zurück. Salzburg war schön, mit den Kutschen, die durch die Stadt klappern. Ein hochherrschaftliches Gefühl. Ich durfte beim Kutscher vorne sitzen, der roch sehr stark nach Schnaps, gut, dass die Pferde den Weg kannten.
Wir hatten nun ein größeres Auto, ein größeres Zelt und viele Konserven dabei. Papa ist weiterhin auf Besichtigungstour. Mutti und ich haben uns geweigert, das hatten wir alles schon gesehen. Keine alten Steine mehr, bitte.  Aber Papa hat dann immer wieder Leute, Damen, gefunden, die er mit seinem Kunstwissen beeindrucken konnte. Mutti hat in dieser Zeit die Kultur der einheimischen Bevölkerung studiert, vorzugsweise der jungen Männer . Sie hat sogar einen Sprachkurs gemacht und konnte schimpfen wir ein echter italienischer Busfahrer.
Ich hatte mich mit einigen Kindern aus der Zeltnachbarschaft angefreundet und wir haben an der Eisdiele rumgestanden, waren schwimmen oder haben Gummitwist gespielt. Oder irgendwas mit Buben gegen Mädchen. Es waren aber keine italienischen Kinder dabei. Keine Ahnung wo die waren, jedenfalls nicht auf dem Campingplatz in der deutschen Enklave.
Italien und die Italiener blieben uns fremd. Nur gucken, nicht anfassen oder essen, was man nicht kennt. Kann auch sein, dass viele schon in Deutschland waren, als Gastarbeiter.
Souvenirs beschränkten sich auf glitzernde Gondeln oder diese lustigen Korbflaschen mit dem ungenießbaren Wein. Chianti. Zu Hause im Partykeller immer ein Vorzeigeobjekt und die Flaschen mit Kerzen zu großen Skulpturen wachsen lassen.
Es war jedes Jahr das gleiche, nur hatte ich immer ein neues Dirndl an. Ich hätte auch gerne mal so schicke Shorts, oder einen Rock mit Petticoat getragen, Papa hat’s nicht erlaubt. Dieser Amikram kommt nicht ins Haus und diese Musik auch nicht. Wir hörten auch zu Hause keine moderne Musik. Entweder Klassik oder Volksmusik. Papas Kommentar dazu: brauchen wir nicht. Egal ob neue Mode, Musik, eben modernes. Wäre er Leiter der Evolution gewesen, wir wären heute noch Einzeller. ,, eine zweite Zelle?  Nee brauchen wir nicht, ging doch gut bis jetzt. ( diesen Satz hatte ich von Dieter Nuhr abgeschrieben)
Elvis oder die neuen britischen Bands mussten wir hören wenn der Vater auf Exkursion war. Sogar deutsche moderne Musik lehnte er ab. Peter Kraus, Bibi Johnes. Am schlimmsten war es, die italienischen Lieder nicht hören zu dürfen, Catharina Valente, Silvio Francesco, Adriano Celentano, Rita Pavone : zwei kleine Italiener......... Ne, Rudolf Schock oder Maria Callas, die Kreissäge, mussten es sein.
Ich wechselte die Schule, Mitte der 60 er,  ab der 5. Klasse ging ich in die Realschule. Die war im Nachbarort und ich musste mit dem Fahrrad dorthin. Bei Wind und Wetter. Auch war dort alles anders. Neue Mitschüler, neue Lehrer, neues zu lernen, neue Fächer, Fremdsprachen, Mathe statt Rechnen. Biologie, Chemie, Physik. Eigentlich hatte Papa recht, brauchen wir nicht.
Ich war jetzt Schlüsselkind. Die neue Schule erweiterte meinen Horizont. Ich stellte fest, dass es Mode gab und die Mädchenbekleidung nicht nur aus Dirndln bestand. Das Leben öffnete mir neue Wege.
Es gab nun , auch für mich, die Beatles, die Stones, Elvis und die Bravo. Die musste ich heimlich lesen. Meine Schulfreundinnen hatten diese Superstars in Lebensgrösse in ihren Zimmern aufgehängt. Ich war soooo neidisch.
1963 wurde John F. Kennedy ermordet. Skandal. Erst die Kubakriese gemeistert, eine Vorzeigefamilie . Später sind dann die Hüllen gefallen, der hatte Verbindung zur Mafia, Frank Sinatra und ein paar Verhältnisse, auch mit Marilyn Monroe. Dass wir damals soooo knapp an einem Atomkrieg vorbeigeschrabbt sind haben wir gar nicht so geschnallt. Jeder war mit der neuen Zukunft beschäftigt. Schaffe, schaffe, Häusle baue.  Der Krieg in Asien war weit, weit weg
 In Berlin wurde sogar eine Mauer quer durch die Stadt gebaut. Diese Leute dort konnten jetzt nirgends mehr  hin. Das Land war eingekastelt . Keiner raus und nur mit Erlaubnis rein. Diese armen Leute. Oma hat zu Weihnachten immer Päckchen nach drüben geschickt. Kaffee, Schokolade, Nylonstrümpfe. Dafür bekam sie regelmäßig Räuchermännchen aus dem Erzgebirrge. Viele, viele  waren das.

Morgen geht es weiter..............

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