Die Eröffnung ist ein rauschendes Fest. Im Museum und davor auf
der Promenade. Tische und Stühle aufgebaut, Lampions, Musikanten, wine and cheese Festival gleich mit aus der
Taufe gehoben. Ich bin überall und erzähle und rede mit den Leuten und hab den
Spaß meines Lebens. Eine Kollegin erzählt mir später, Vincenzo war auch mal
kurz da, der sei alt geworden. Ich soll
froh sein, dass ich den los bin. Ich erinnere mich, ich muss mich um die
Scheidung kümmern.
Ich besuche ihn und will nun wissen was los ist. Er will die
Scheidung nicht, er will nur mich. Er liebt nur mich. Es tut ihm leid. Schmalz,
Schmalz, Schmalz. Die Nachtigall ist bei Nacht und Nebel abgehauen. Schlaues
Vögelchen. Ich will aber nicht mehr. Sein Hotel läuft schlecht. Die Kosten
laufen ihm weg. Er ist mal wieder am Ende. Nur so, wie der aussieht zieht der
keine wohlhabende Frau mehr an Land.
Ich ruf die Chefin an. Die hat das kommen sehen, aber ich sei ja
unbelehrbar gutherzig. Sie kommt bald und wir suchen einen guten
Scheidungsanwalt.
Scheidung auf Italienisch ist nicht einfach. Wenn einer der Mitspieler
die Ehe nicht beenden will, gibt es ständig Aufschübe, Wartezeiten, es zieht
sich wie Gummi, bzw. wie guter Pizzateig.
Nach einigen Jahren habe ich es geschafft. Nun geht es noch um das
gemeinsame Vermögen. Das Hotel ist verschuldet bis über beide Ohren. Als ich
wegging, war es noch nicht ganz so schlimm. Aber nun soll ich auch dafür
haften, d.h. zahlen. Nix da. Ein weiterer juristischer Langzeitprozess nimmt
seinen Lauf. Erst nach weiteren nervigen Jahren komme ich mit einem blauen Auge, ohne
Gewinn oder Verlust aus der Nummer raus. Nur die Anwälte haben dabei gut
verdient, es lebe der Vergleich. Ich lad die Chefin ein und wir lassen es
richtig krachen. Das beste Restaurant ist uns und danach sitzen wir angetrunken
und kichernd, wie die Teenager auf der Piazza. Die Leute aus Limone sehen mich
nun in einem neuen Licht. Die Frauen so, die Männer anders.
Ich bewege mich nun aufs Rentenalter zu. Ich muss in Deutschland
auch einen Antrag stellen. Zum Glück habe ich alle Unterlagen und es geht
reibungslos. Ich gebe meine Kontonummer an und fertig. Mit Behörden hab ich
jetzt auch so meine Erfahrung und bin froh, dass Deutschland nicht so
kompliziert ist wie Italien. Ich war lange nicht mehr in der Heimat, was ist
Heimat? Meine Eltern sind schon viele Jahre tot. Ich war dann immer kurz zur
Beerdigung eingereist. Hab den jeweiligen Lebenspartnern versprochen bald mal
wieder zu kommen, hat nie geklappt.
In Italien beantrage ich auch Rente, zumindest für meine Jahre
beim Touristenbüro.
Da kommt ganz gut was zusammen und ich hab in den vergangenen
Jahren gut sparen können, unter der Matratze, dass mein Ehemann nicht dran
kommt. Meine Zukunft ist gesichert. Ende des Jahres höre ich auf. Dann wird
gelebt. Die Chefin, jetzt verwitwet und steinreich hat mich auf eine Kreuzfahrt
eingeladen, Karibik, klingt vielversprechend. Ich bin ja nirgends weiter
hingekommen, jetzt geht’s los. Am 2.Januar fliegen wir nach Jamaika,, Große
Welt, ich komme".
Silvester feiern wir im Restaurant Paradieso mit der berühmten
Schauderterrasse. Das ist oberhalb des Sees, ca 600m über dem See. Eine
Terrasse wie eine Sprungschanze auf den See hinaus gebaut. Schauderhaft. Zum
Dinner und zur Party lade ich die Chefin ein und wir haben Spaß und freuen uns
auf die Kreuzfahrt.
Um Mitternacht gehen wir raus auf die Plattform und betrachten
das Feuerwerk von oben, wieder eine neue Perspektive. Wir machen Fotos von uns
und mit Freunden.
Später lehnen, nur noch wir zwei, am Geländer und beteuern uns,
dass wir schicksalsmäßig zusammengeschweißt wurden, wie Zwillinge. Freunde auf
ewig, ohne Zickenkrieg. Frauenpower. Chacka.
Wir sind so übermütig und albern rum. Da will sie, dass ich mich
auf das Geländer setzte und winke, wie von der Reling aus. Ich wuchte mich
rittlings auf das Geländer und winke wie die Queen. Nochmal und nochmal, ne
nochmal mit Blitz, neee Blitz ist nicht gut. Sie fingert an ihrer Kamera rum,
in dieser Zeit schlenker ich kokett mit den Beinen und schwups verlier ich den
Halt. Hintenüber stürze ich in die Nacht. 600 m, viel Zeit das Leben an sich vorbeiziehen zu
lassen. Ich sehe meine Eltern, meine
Großeltern, Tante und Onkel, Schulfreunde, Wolfgang, mein erstes Auto, dem
Trachtenladen, Vincenzo und dann den Gardasee, da schlag ich auf und dunkel
wird’s. Die armen Menschen die der Schlag trifft oder die U-Bahn, die können
das gar nicht genießen. Ich denke gut nach. Eigentlich hatte ich ein schönes
Leben, war aber noch gar nicht fertig damit, hatte noch viel vor. Blöd jetzt
isses vorbei.
Als ich zu mir komme, denk ich, och, war gar nicht so schlimm.
Hat gar nicht weh getan. Ich schaue an mir runter. Ich hab ein Dirndl an, aber
nicht das von Silvesterabend. Es ist das 36er. Wie das jetzt? Ich schau mich
um, ich bin im Touristenmuseum, in meinem Dirdl. Ich will raus, geht nicht, ich
bin an dieses Dirndl gebunden, magisch oder so. Was ein Mist.
Nach Tagen, es wir hell und dunkel, hell und wieder dunkel, kommt
meine Kollegin und sperrt das Museum auf. Die anderen Kollegen kommen auch und
stehen fassungslos vor mir, meinem Dirndl. Sie sind erschüttert, man hat mich
noch nicht gefunden, ha wie auch Leute, ich bin hier, hiiier. Aber keiner kann
mich sehen, ich kann mich nicht bemerkbar machen. Sie reden mit meinem Dirndl
als sei ich da, aber ich begreife, die reden mit einer Reliquie.
Meine letzte Hoffnung, wenn die meine Leiche finden, werde ich
erlöst. Nix da, die finden mich, beerdigen mich und ich bin immer noch im Dirdl
im Museum.
Liebe Touristen, wenn Sie zum Gardasee kommen, gehen Sie in das
Touristenmuseum und erzählen Sie mir was. Mir ist sch....langweilig.
Das war eine fast frei erfundene Geschichte. Ähnlichkeiten mit bekannten Personen sind nicht beabsichtigt.
Über ein kurzes feedback zur Story würde ich mich freuen.
Vielleicht gibt es mal eine Fortsetzung.
Gruß und Kuß Cornelia Uta
Das war eine fast frei erfundene Geschichte. Ähnlichkeiten mit bekannten Personen sind nicht beabsichtigt.
Über ein kurzes feedback zur Story würde ich mich freuen.
Vielleicht gibt es mal eine Fortsetzung.
Gruß und Kuß Cornelia Uta